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Professionelle Ausrüstung für Feuerwehren zur Waldbrandbekämpfung

Die Klimakrise ändert das Waldbrandmanagement in Argentinien

Wir sprachen über die Brände im argentinischen Patagonien mit der Analystin Mercedes Bachfischer

 

Mercedes Bachfischer

Hochschulabschluss in Umweltmanagement. 10 Jahre Forschung im Bereich der Waldbrandbekämpfung. Wissenschaftlerin und Datenanalystin in The Emergency Program.

In Argentinien kam es im vergangenen Jahr, nach einer außergewöhnlich trockenen und heißen Zeit, in den Sierras de Córdoba, ununterbrochen, fünf Monate lang, zu Waldbränden, die mehr als 300.000 Hektar Wald vernichteten, in diesem Jahr verzeichnete man in der Andenregion am 42. Breitengrad in Patagonien zwei große Waldbrände mit extremen Eigenschaften und äußerst schwerwiegenden sozioökologischen Folgen. Wir sprachen mit Mercedes Bachfischer, einer argentinischen Brandanalystin, um mehr über die Schlüsselfaktoren dieses Phänomens zu erfahren.

 

M.B.: Ich bin mitten in Buenos Aires geboren, aber in meiner Kindheit sind wir mit der Familie in den Süden des Landes gezogen, in die Stadt Lago Puelo in Patagonien. Wir haben in einer gebirgigen Region gewohnt, umgeben von Wald, hauptsächlich Urwald, wo man immer damit rechnen muss, dass Brände ausbrechen. Feuer war nicht mehr nur ein Phänomen, das ich aus dem Fernsehen kannte, es wurde Teil der Realität in meiner Umgebung. In diesen ganzen Jahren habe ich mehrere Brände erheblichen Umfangs erlebt, die einen Teil der Berghänge zerstörten. Als ich mein Studium an der Universität anfing, habe ich festgestellt, dass ich in irgendeiner Weise einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Umwelt leisten wollte, deshalb entschied ich mich, im Bereich der Waldbrandbekämpfung tätig zu werden. 

 

vft: Und Sie haben angefangen, als Brandanalystin zu arbeiten.

 

M.B.: Ich habe die Universität abgeschlossen und begonnen im technischen Bereich des Servicio de Prevención y Lucha contra Incendios Forestales de Río Negro (SPLIF - Präventions- und Waldbrandbekämpfungsdienst Río Negro) zu arbeiten. Während des Jahres habe ich Präventions- und Vorbeugungsaufgaben durchgeführt und dabei Daten erfasst und das institutionelle SIG (das geografische Informationssystem) aktualisiert, die Risiken und den Vegetationszustand bewertet… und wenn Brände ausbrachen, habe ich als analytischer Teil der Einsatzzentrale gearbeitet und Karten für den operativen Einsatz erstellt und die für die Nutzung der Ressourcen notwendigen Informationen bereitgestellt. Wir haben aktiv mit anderen Institutionen der Provinz (unserer Provinz und der benachbarten), mit Nationalparks und dem Nationalen Feuermanagement-Service gearbeitet, da wir zu einem Grenzgebiet gehören und das Feuer keine politischen Grenzen kennt.

Nach Jahren der Forschung bot man mir die Möglichkeit, nach Spanien zu reisen, um mit dem Team der TEP zu arbeiten. Dies war ein weiterer großer Schritt in meiner Karriere. Ich konnte meinen Horizont durch die Arbeit auf internationaler Ebene erweitern, eine globale Sichtweise entwickeln und versuchen, Probleme auf einer anderen Ebene zu lösen. Im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit, die großen Ereignisse, die in Bolivien, Australien, Kalifornien und Argentinien auftraten, zu analysieren.

 

 

vft: Mit welcher Art von Informationen wird bei Ihnen gearbeitet? Wie funktionieren die SIG (die geografischen Informationssysteme)?

 

M.B.: Die SIG sind Werkzeuge, dank derer wir Informationen aus verschiedenen Quellen erfassen, verarbeiten und verwalten können. Wir verfügen über Vektordaten (Vielecke, Linien und Punkte), die Wege, Wasserläufe, Wohnungen, Brandumfänge oder Raster (Satellitenbilder) darstellen können. Zweiteres verwenden wir beispielsweise, wenn ein Feuer ausbricht, um die heißen Punkte zu finden und die Gebiete zu suchen, in denen der Satellit Temperaturanomalien erfasst. Auf Grundlage der Fernerfassung können wir die Isochronen nachbilden, das heißt, die Umfänge der Feuerausbreitung und die verbrannten Flächen aufnehmen und Karten des Schweregrads erstellen und die Rauchsäulen analysieren und schauen, ob sich PyroCb (Pyrocumulonimbus) entwickelt haben.

Gelegentlich habe ich auch mit Simulatoren, wie FlamMap, Prometheus oder Wildfire Analyst, gearbeitet.

 

vft: Mit welcher Präzision können Sie das Fortschreiten eines Feuers vorhersagen?

 

M.B.: Wir analysieren die Wettervorhersage für die Oberfläche (Wind, Temperatur, etc.), aber auch den Zustand der Atmosphäre in verschiedenen Höhen, um zu sehen, ob sie stabil ist, ob in der Höhe Wind weht oder Feuchtigkeit einströmt. Alle Variablen helfen auch beim Verständnis dabei, wie sich ein Feuer in der unmittelbaren Zukunft verhalten wird.

Es gibt eine Plattform auf globaler Ebene mit der Bezeichnung GWIS, die eine Nachverfolgung des Waldbrand-Gefahrenindex erlaubt.

Einer davon ist der Drought Code, der Trockenheitsindex, der uns eine Vorstellung von der saisonalen Entwicklung im Bereich des Vorhandenseins mittlerer und starker Brennmaterialien bietet. Es gibt auch einen Index für die Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts der feinen Brennmaterialien. Mit diesen Daten können wir die Wahrscheinlichkeit eines Feuers und die Art des Feuers, die auftreten wird, bestimmen. Das Interessanteste ist, dass diese Plattform die Darstellung der in den vorhergehenden Jahren aufgetretenen Anomalien erlaubt und die Identifizierung von Orten, an denen sich eine ganz besondere Änderung ergeben hat, und man muss auf der Hut sein vor der Möglichkeit extremer oder außergewöhnlicher Ereignisse.

 

vft: Was ist im letzten Jahr im argentinischen Patagonien passiert?

 

M.B.: Es sind zwei Brände der fünften und sechsten Generation ausgebrochen. Sie traten gleichzeitig und mit hoher Intensität auf. Zwei Brände mit ähnlicher Form und Fläche, aber doch sehr verschieden voneinander. Hinsichtlich der betroffenen Fläche sprechen wir von ca. 15.000 ha, mit dem Unterschied, dass einer die Fläche in drei Monaten verbrannt hat und der andere in 9 Stunden, mit nie zuvor gesehenen ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen. Der erste hat sich in der Gegend von Costa del Tornero und El Boquete, in El Bolsón in der Provinz Río Negro, ereignet. Der andere begann in Chubut, der Provinz, die sich im Süden von Río Negro anschließt, in Las Golondrinas.

 

Photo: Infor Chubut

Der Brand von Costa del Tornero begann Ende Januar. Uns haben die große Intensität der Flammen und die schnelle Ausbreitung auf die Wald- und Weideflächen überrascht. Am schlimmsten Tag schritt die Feuerfront 9,13 km an einem halben Tag voran. Um dieses Ereignis in seiner Größe einzuordnen, könnte man sagen, dass die Länge des Feuers an jenem Tag die Größe von 76 Fußballfeldern erreichte. Dieses Feuer brach Anfang März erneut aus und breitete sich wieder extrem aus.

 

Am Nachmittag des 9. März brachen in der Region Río Negro zwei Brände aus, die sich innerhalb von Stunden zu einem einzigen Feuer zusammenschlossen: Dem von Las Golondrinas-Radal. Das zweite Ereignis zeigte ein weitaus explosiveres Verhalten; wir sprechen hier nicht mehr nur von verbranntem Wald sondern auch von Übergangsbereichen mit dem Verlust von mehr als 500 Wohnungen und 3 Menschenleben. Im kritischen Moment habe ich eine Geschwindigkeit von 10,4 km/h aufgezeichnet. 

 

vft: Warum ist das passiert?

 

M.B.: Es waren Bedingungen gegeben, die Brände großen Ausmaßes auslösen konnten. Ende Januar kam es zu einer Hitzewelle mit ausbleibenden Niederschlägen, die eineinhalb Monate andauerte. Auch wenn der Sommer in dieser Region die trockenste Jahreszeit ist, waren die Bedingungen in diesem Jahr noch weitaus schwerer. Das hat zum Vertrocknen der Vegetation geführt. 

In den Nächten im vergangenen Monat ging die Temperatur kaum zurück. Das wirkte sich erheblich auf den Wasserstress der Brennmaterialien aus, wir sprechen hier nicht nur von den feinen (Gräsern, Piniennadeln...), sondern auch von mittleren und starken (mit erhöhter Geschwindigkeit und Intensität bei der Feuerausbreitung, wenn ein Feuer ausbrach). Im März wies die technische Abteilung des Feuermanagement-Service auf die Gefahr hin, dass eine pazifische Kaltfront auftreten könnte. Diese Summe der Faktoren in einem Bereich mit entwickelter Vegetation, mit Übergangsbereichen an einem Berghang, mit hoher Bebauungsdichte und umgebender Vegetation, die nicht in jedem Fall gut gemanagt war, ergaben das perfekte Szenarium für die Entstehung extremer Brandereignisse.

 

vft: In diesem Jahr begann in den Sierras de Córdoba die Brandsaison früher und es wurden neue Intensitätsrekorde aufgestellt. Ändert sich das Waldbrandmanagement in Argentinien? Müssen wir in den nächsten Jahren weitere extreme Phänomene erwarten?

 

M.B.: Ja. Diese Brände, bei denen ganze Wohnviertel evakuiert werden müssen, die alles auf ihrem Weg zerstören und sich mit großer Geschwindigkeit vorwärtsbewegen und die Löschmöglichkeiten der Notfallsysteme übersteigen, war etwas, was wir schon häufiger in Kalifornien gesehen haben, aber in den letzten Jahren traten sie auch in Portugal, Griechenland, Spanien, Chile, Bolivien, Australien auf… und in diesem Jahr war Argentinien dran.

Aufgrund des Klimawandels müssen sich die Ökosysteme, besonders in bestimmten Regionen, an die neuen Umweltbedingungen anpassen. Wenn wir unsere Landschaft nicht verwalten und sie widerstandsfähiger machen, wird es das Feuer für uns tun. Die Gesellschaft muss auf diese Änderungen vorbereitet sein und sich anpassen und lernen mit dem Feuer zu leben. Die Prävention ist die beste Lösung für die Vermeidung großer Katastrophen. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Es ist nicht nur eine Frage der Beschaffung weiterer Löschmittel, sondern mehr Kenntnisse zu erwerben und andere Strategiearten anzuwenden. Das aktuelle Szenario ist komplex. Wir verstehen einige der Phänomene noch nicht, die mit den neuen Bränden auftreten, und das erschwert die Antizipation und Simulation.

 

vft: Welche Haupteigenschaft haben die Brände der sechsten Generation?

 

M.B.: Wir sprechen von sehr schnellen Bränden, die in kurzer Zeit große Flächen zerstören, mit der Erzeugung massiver sekundärer Brandherde und der Freisetzung hoher Energie in die Atmosphäre, mit einer Rauchsäule, die zu Pyrocumulonimbus führt… Säulen mit einer Vertikalausdehnung, die 10 km erreichen kann. Die Intensitäten, die erzeugt werden, können selbst die klimatischen Bedingungen in ihrer Umgebung verändern. Die lokalen Wetterbedingungen sind nicht mehr bestimmend für das Feuer und haben keinen Einfluss mehr auf sein Verhalten. Es handelt sich um Brände mit der Fähigkeit, starke Winde aus wechselnden Windrichtungen zu erzeugen (deshalb entstehen manchmal Firenados oder Feuerteufel) und sogar die Atmosphäre in der Höhe zu beeinflussen. Die Ausbreitungsgeschwindigkeiten und Intensitäten sind extrem und es treten häufig Richtungswechsel beim Voranschreiten des Feuers auf. Es sind Brände, die nicht vorhersehbar sind und die Leistungen der Löschsysteme übersteigen.

 

 

Photo: Agrolatam

vft: Wie können wir diese Brände verhindern?

 

M.B.: In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu einem drastischen Wandel bei der Bodennutzung. Die ländlichen Gebiete wurden vernachlässigt, die Vegetation konnte unkontrolliert wachsen. Wir haben die unterbrochenen Mosaike verloren, die für die Brandbekämpfung so wertvoll sind. Andererseits ist die Urbanisierung ohne entsprechende Kenntnisse oder Planung des Geländes eine Gefahr. Es muss ein gesellschaftliches und politisches Bewusstsein geschaffen werden. Es muss klar sein, dass das Leben in Übergangsbereichen große Gefahren mit sich bringen kann, wenn das Land nicht entsprechend verwaltet wird. Verschiedene Studien zeigen, dass die Waldbrände global betrachtet zurückgegangen sind. Aber sie haben sich im Wesentlichen auf Gebiete konzentriert, die zwischen Stadt und Wald liegen. Wir sehen das ganz deutlich im Falle des argentinischen Patagonien; das Gebiet, in dem diese Brände aufgetreten sind, war die Region Epuyén, El Hoyo, Lago Puelo und Cholila in der Umgebung von El Bolsón. Es muss mehr auf diese Gebiete geachtet werden, da die meisten Vegetationsbrände dort entstehen.

Das technische Feuer ist ein großartiges Werkzeug, um die Last und das Fortschreiten der Brennmaterialien zu reduzieren, ohne die Umwelt zu schädigen. Wenn von den Notfallsystemen kontrollierte Brandschutzschneisen gelegt werden, wird sehr auf das Durchführungsfenster geachtet, man sucht den geeigneten Moment und bestimmt die notwendige Intensität, um die geschützten Arten nicht zu schädigen und die Gesundheit der Ökosysteme zu bewahren. Die Prävention ist wesentlich, um zu verhindern, dass große Brände ausbrechen, die den gesamten Waldbestand beeinträchtigen und sich sogar in bebaute Bereiche ausdehnen können.

 

vft: Haben Sie eine Prognose für die Zukunft?

 

M.B.: Mehr als eine Prognose ist es eine Warnung für die Zukunft. In den vergangenen Jahren haben wir die Brände in Norwegen oder Irland analysiert, Orte, an denen man nicht erwartet, dass ein schwerwiegendes Waldbrandverhalten oder umfangreiche Flammenausbreitungen auftreten könnten. Man muss sehr auf diese Anomalien achten und sich bewusst sein, dass sich extreme Situationen in Umgebungen einstellen können, bei denen dies eher ungewöhnlich ist.

 

vft: Sie haben von Spanien aus die Brände in Chile, Bolivien, Australien analysiert. Was hat die internationale Zusammenarbeit oder die Fernunterstützung möglich gemacht?

 

M.B.: Die internationale Zusammenarbeit ist sehr interessant, weil sie die Bildung multidisziplinärer Teams ermöglicht. Der Informationsaustausch zwischen Forstingenieuren, Meteorologen, Physikern, Geographen, Biologen, die darüber hinaus in verschiedenen Regionen der Welt arbeiten und mit Bezug auf ganz unterschiedliche Brände, erlaubt den Informationsaustausch für eine gemeinsame Ausbildung und stärkt die globalen Kenntnisse zu dem Phänomen Feuer.

 

Wir sind Mercedes dankbar für die Zeit, die uns gewidmet hat, die neue Feuerrealität Argentiniens zu verstehen.

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